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Geschichte der URI

Lebenslauf Patr Boot "URI"
Quellen:
Walter Menig: "Geschichte des Patrouillenboot URI" Verein IG URI, 1995
Hansjakob Burkhardt: "Seesperre Nas und Schweizer Marine", 2005


Der Bedarf für bewaffnete Überwachungsboote für die Grenzen bestand bereits vor dem 2.Weltkrieg. Die Generalstabsabteilung beauftragte 1938 die KTA mit der Evaluierung entsprechender Boote für die Grenzwache und die Armee.


04.01.1939 - Eine erste offizielle schriftliche Kontaktaufnahme durch die
KTA (Kriegstechnische Abteilung Bern) mit Hr. Jelinek,
Consulting Engineer New York, betreffend Beschaffung
eines Prospektes über "Military Boats" fand statt.


18.09.1939 - Die KTA kontaktierte auch die Werner Risch Schiffsbau AG-
Packard Automobile AG Zürich und die Armeestabsangehörige
besichtigen 1939 mit Hr. Werner Risch sein Schnellboot
"Risch II"

Werner Risch war der Konstrukteur und Patentinhaber
mehrerer Patente im Schiffsbau. So ist die Beplankung der
"URI", mit den verschraubten Alu-Profilen, eines seiner
Patente.


Nebst Werner Risch offerierten die bereits erwähnte
New Yorker Firma und die FIAT Werke Turin je ein
Überwachungsboot.

25.5.1940 - Die Offerten lagen vor. Noch in der Offertphase suchte die
KTA nach Helvetisierungen. So sollten die Saurer Arbon einen
8- Zylinder Diesel-Schiffsmotor und die SLM Winterthur ein
besonderes Getriebe für Schiffsmodelle anbieten.
Die Typenwahl wurde im Herbst 1940 getroffen. Am 1. Nov-
ember 1940 beantragte Generalstabschef KKdt Huber dem
Oberbefehlshaber der Armee die Beschaffung des Bootes
"Risch II" für Fr. 75'000.-.


04.11.1940 - Das Boot "RISCH II" wurde vom EMD gekauft, bewaffnet
und an die Bedürfnisse der Truppe angepasst.

RISCH II - Tourenboot (Patr Boot "URI"

Benzin-Motor: STERLING 225 PS, 6- Zylinder, 12,5 Liter
Zylinderrinhalt, 2150 U/Min.


03.12.1940 - In Luzern fand eine Besichtigung des Bootes und eine Schiess-
demonstration bei verschiedenen Fahrgeschwindigkeiten
gegen Bodenziele am Fuss des Bürgenstocks statt.
Bewaffnung im Bug:
20 mm Tankbüchse "Solothurn"
Bewaffnung im Heck:
7,5 mm Flab-Doppel-Mg 38


16.12.1940 - 1148 Uhr, wurde das Boot im Bootshaus Risch
bei Vitznau offiziell übernommen. Die Übergabe erfolgte von
der KTA an die KMV und von dieser an das Kdo Gz Br 8.
Das Kdo der Gz Br 8 war verantwortlich für die weiteren
Truppenversuche und vorallem für die Ausbildung der ersten
Garnitur Bedienungsmannschaften. Die Ausbildung erfolgte auf
dem Vierwaldstättersee unter Beihilfe des Konstrukteurs Risch.
Nach dieser Ausbildung sollte das Boot an den Bodensee
überführt werden.

Der Kdt der Gz Br 8 hatte wöchentlich einen schriftlichen
Bericht über den Fortgang der Ausbildung, die Erfahrungen
mit dem Boot und dessen Eignung an den Generalstabschef
zu verfassen.
Aus den Erfahrungen der Truppenversuche wurde nach
wasserdichten Combinaisons gesucht, in Ermangelung dessen,
wurden der Truppe Prontomäntel und Turnschuhe abgegeben.
Im weiteren hatte man Schwierigkeiten mit der Lafettierung
des Doppel-MG und Platzprobleme im Steuerstand, sodass
man kurzerhand den vorderen Benzintank demontierte und
Verdecke anordnete, um besser gegen Spritzwasser geschützt
zu werden. Im übrigen wurde aber das Boot von Mannschaft
und Kader äusserst gelobt.
Unterdessen hatte sich mit dem Reduitbeschluss (Op Bf Nr.12)
vom 12. Juli 1940 der Einsatzbedarf der Kampfboote von den
Grenzseen auf die Reduitseen verlagert. So verblieben nun
das Patrouillenboot "Risch II" (URI) und die nachfolgend neu
beschafften Patrouillenboote 41 auf den Reduitseen und
wurden erst gegen Kriegsende teilweise wieder auf die
Grenzseen verlagert.

22.01.1941 - Die sich abzeichnende Rostoffverknappung und die damit
verbundenen Lieferschwierigkeiten der Industrie veranlassten
den Chef des Generalstabes, KKdt Huber beim Oberbe-
fehlshaber der Armee, General Guisan, die vorgezogene
Beschaffung von 2 der 8 geplanten, verbesserten
"RISCH-Boote III" zu beantragen.


27.01.1941 - Der General bewilligte die Beschaffung. Die neuen Boote
erhielten die militärische Bezeichnung "Patr Boot 41"

1. Serie: 2 Boote, Auslieferung: Dezember 1941
Name THUN / BRIENZ

2. Serie: 3 Boote, Auslieferung: Juli 1943
Name SARGANS / SCHWYZ / UNTERWALDEN

3. Serie: 3 Boote, Auslieferung: April 1944
Name SPIEZ / BÖNIGEN / BRUNNEN


07.07.1941 - Das Patrouillenboot "Risch II", der Vorläufer der Patr Boote 41,
erhielt gemäss Protokoll einer Konferenz, den Namen "URI".
Die KTA wurde mit der Anfertigung und Anbringung der
Namens-Plakette beauftragt.


05.01.1942 - Fand in Bern eine Konferenz über die Patr Boote unter der
Leitung der KMV und Vertretern der Grossen Verbände statt.
Unter anderem wurde die Zuteilung der Boote fixiert.
Die "URI" erhielt den Einsatzraum Urnersee und wurde dem
4. AK zugeteilt.
Für die Unterbringung und den Unterhalt der Boote während
der Dauer des Aktivdienstes wurde die AK beauftragt. Die
Unterbringung hatte in gemieteten oder wo nicht mögich, in
neu zu erstellenden Bootshäusern zu erfolgen.
Für die "URI", zu diesem Zeitpunkt noch im Bootshaus Risch
bei Vitznau stationiert, musste auch ein entsprechender
Standort gefunden werden. Da im Urnersee keine Unter-
bringungsmöchlichkeit vorhanden war, beliess man sie
vorläufig dort, bis sie 1942 im neu erstellten Bootshaus in der
Marinebasis Rütenen bei Bekenried stationiert werden konnte.



1942 - 1945 Zuteilung der "URI":
Mot Boot Det 5 " Vierwaldstättersee Süd" (Urnersee)

Alle Patrouillenboote werden in der 1945 aufgestellten
Motorbootkp 1 zusammengefasst.
Kurze Zeit war die "URI" unter der Motorbootkp 1 auf dem
Untersee im Einsatz.


17.11.1961 - "URI" Standort und Unterhalt bei FW Kp Stans.
Bemerkung: Leichtmetallboot, abnormal, nicht sturmfest.

Zuteilung zur Fest Kp 56 bzw. Fest Kp V/18, später Wk Kp 15
(Seesperre Nas)


1969 - Ersatz des 225 PS 6 Zylinder Styrling Benzin-Motors durch
den PALMER-MARINE Benzin-Motor 300 PS

Eingebauter PALMER - Marinemotor Typ IH-V549
Die Bewaffnung der "URI" hat sich während ihrer Einsatz-
dauer wie folgt geändert:

1940 - 1942 Bug: 20 mm Tankbüchse Solothurn
Heck: 7,5 mm Flab-Doppel-Mg 38


1942 - 1971 Bug: 24 mm Tankbüches 41
Heck: 7,5 mm Flab-Doppel-Mg 38


1971 - 1983 Bug: 7,5 mm Mg 51
Heck: 7,5 mm Mg 51


1982 - Letzter Einsatz der "URI" im EK der Werk Kp 15

09.06.1983
- Anlässlich einer Konferenz über die Liquidation der Patr
Boote 41 wurde entschieden:
"URI" Prototyp Patr Boot 41, Reparaturaufwand lohnt sich
nicht mehr, Motorschaden, geschätzter Reparaturaufwand
durch das Zgh Sursee Fr. 40'000.- Das Boot ist zu liquidieren.
Zuteilung: Abgabe an Geniemuseum in Absprache mit BAGF.


05.12.1985 - Die "URI" wurde durch den Genie Mat Kurs auf den Wpl
Bremgarten gebracht und vor dem Filmsaal ausgestellt.


Die "URI" auf dem trockenen...

Dort moderte sie still vor sich hin, bis einige Pont Instr
Gehör fanden, die "URI" nach Brugg auf den ursprünglichen
Pontonierausbildungsplatz umzusiedeln.


29.11.1991 - Der Transport erfolgte wiederum durch den Genie Mat Kurs.

Im gleichen Zeitraum, reifte die Idee, das Boot irgendwie zu
erhalten. Verstärkt durch die Begeisterung für "Oldtimer-
Boote" des damaligen Waffenchefs, Div A. Liener, bildete sich
eine Arbeitsgruppe von gleichgesinnten mit der Idee der
Erhaltung und Restaurierung.


16.03.1993 - Entschluss zur Restaurierung der "URI"
Auszug aus dem Buch von Hansjakob Burkhardt

Juni 2019 - Restauration URI
In den vergangenen Wochen haben kompetente Handwerker der shiptec unter Leitung Ihrer sachkundigen Vorgesetzten mit viel Herzblut dafür gesorgt, dass sich unser Oldtimer wieder als ein echtes Schmuckstück präsentiert
Das Deck wurde aufgearbeitet und komplett neu lackiert - defekte Teile der äussersten Planke wurden ersetzt;
Das hintere Cockpit wurde einer (längst fälligen) Rundumerneuerung unterzogen;
Der Motor wurde gewartet, sämtliche Kühlwasserschläuche und Zündkabel wurden ersetzt.

Technische Daten URI

Alles über unsere URI

Alles über unsere URI

Eintrag im Logbuch 1995
(Mit Präzisierungen 2007)
Baujahr : ca. 1937 / 1938 als Tourenboot

Ingenieur : Werner Risch

Werft : Schiffbau Werner Risch AG
Zürich-Wollishofen, Seestrasse 407

Restauriert : 1994 / 95

M+ : 1001

NW : Nr. 122

Schale : Alu-Planken (Peraluman 2), verschraubt

Deck : Mahagoniholz

L. ü. A. : 11.80 m

B. ü. A. : 2.85 m

Tiefgang : 0,65 cm

Gewicht : 4000 kg

Geschwindigkeit : Maximal ca. 50 Km/h
Touren ca. 30 Km/h

Motor : Palmer Marine V8, 8 Zylinder
Stamm Nr. 1308
8900 cvcm, 300 PS, max. 3600 U/Min

Motortyp : SH-V549

Brennstoff : Benzin, min. 84 MOZ, 93 ROZ (Super)

Alles über unsere URI

Alles über unsere URI

Werdegang der 2. Indienststellung

Werdegang der 2. Indienststellung

Quelle: Bericht von Walter Menig "Verein IG Patr Boot URI"

Anfang 1993 wurde die "URI" in eine Waffenplatzwerkstätte verlegt.
Nebst Finanzbeschaffung mussten noch weitere Kräfte gesucht werden, um den Start der Restaurierung zu wagen.
Nach einigen äusserlichen Begutachtungen und auf das gute Gefühl achtend, von Bootsschale, Deck und Antriebsaggregaten, begannen wir im Sommer 1993 mit der Demontage der Beschläge und dem Ausbau des Motors.
Der Motor war die erste Überraschung. In mühseliger Arbeit gelang es, die notwendigen Ersatzteile zu beschaffen. Die Zerlegung des Motors sorgte für die zweite Überraschung, der Zustand des Innenlebens erfordete den Beizug einer Spezialfirma.

In der Zwischenzeit wurde das Bootsdeck von den Farbschichten befreit und die faulen Holzteile ersetzt. Die Beschläge wurden, soweit möglich, von Hand gereinigt und in einer galvanischen Anstalt zur Veredelung übergeben.
Unser ehrgeiziges Ziel, die "URI" noch im Herbst 1993 im neuen Glanze in See stechen zu lassen, haben wir gründlich revidieren müssen.
Es wurde zäh, sehr zäh!!

Ende 1993 glaubten wir, wenigstens bis im Frühling 1994 den Motor wieder einbauen zu können und im Frühling / Sommer das Innenleben und das Outfit wieder herstellen zu können.
Am 04.02.1994 trafen wir uns mit den wichtigsten Partnern. Es ging darum, unsere Arbeiten gegenseitig zu koordinieren.
Kaum hatten wir alles aufgegleist, kamen die nächsten Überraschungen. Das Getriebe hatte Standschäden, die Schmieranlage zeigte Spuren des Stillstandes, die Betriebsstofftanks waren durchgerostet, die Veredelungsanstalt konnte unsere Beschläge nicht wie versprochen liefern,........(und so weiter)

Der Tiefschlag erfolgte am 02. Juni 1994. Unser wichtigster Mann verstarb mitten aus seinem Berufsleben. Kurt Lauper hatte die Demontage aller Beschläge vorgenommen. Sein Wissen um die Restaurierung der "URI" ging uns mit einem Schlag verloren. Er wusste, was er wo weggenommen und wohin gebracht hatte. Seine Idee, alle Beschläge in einer Handzeichnung festzuhalten und die Beschläge zu nummerieren, rettete uns vor der Verzweiflung. Er ist die einzige Person die heute namentlich erwähnt wird und ihm gebührt nun ein kurzer Augenblick des stillen Dankes.
Mit der Anlieferung des restaurierten Motors und seinen erfolgreichen Probeläufen kam wieder Schwung in die noch offenen Arbeiten.

Das Deck musste nun fertiggestellt werden, ein neues Armaturenbrett angefertigt und eine Neuinstrumentierung wurde beschafft. Neue Betriebsstofftanks wurden konstruiert, das Getriebe revidiert, neue Lenzpumpen eingebaut, die Auspuffanlage überprüft und der Elektriker machte sich daran, neue Kabelstränge vorzubereiten.
Mitte April 1995 weilten die Kantonalen Schiffahrtsexperten auf dem Waffenplatz Brugg zu einer Tagung. Diese Gelegenheit liessen sich sich die Pont Instr nicht entgehen und bereiteten den nun zuständigen Experten auf die bevorstehende Bootsimmatrikulierung vor.

Mitte Jahr waren wir nun soweit, dass das Boot nun sein heutiges Outfit erhielt. Nach einer Probefahrt im Staubecken von Beznau wurde es in die Malerei überführt, wo der "URI" die heutige Ausstrahlung verpasst wurde. Nach der Montage der Bschläge wurde die "URI" am 17.08.1995 an ihren vor Jahren verlassenen Ort Rütenen zurückgebracht. Hier soll sie nun ihren verdienten Ruhestand geniessen und manchen noch so stolzen Bootseigner mit ihrer Ausstrahlung und ihrem eleganten Riss vor Neid erblassen lassen.

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Herr Präsident vom Verein IG "URI" , lieber Marcel
sehr verehrte Gäste, Sponsoren und Gönner, liebe Kameraden
Ich melde mit der Übergabe dieses Wimpels und des Logbuches die Restaurierung der "URI" als abgeschlossen und Boot klar zur 2. Indienststellung. Ich wünsche persönlich und speziell im Namen aller Mitbeteiligten der "URI" stets gute Fahrt und freue mich als Mitglied der IG "URI" an diesem Prunkstück
.